Auch in diesem Jahr fand wieder in Zusammenarbeit mit der Singbergschule Wölfersheim, der Jugendpflege 4.0 und Anna, eine dreitägige Drogen- und Suchtprävention statt.

Anna ist eine junge Frau, 35 Jahre alt, mit zwei abgeschlossenen Ausbildungen, die heute mitten im Leben steht. Doch Annas Kindheit war von einer alkoholabhängigen Mutter und einem gewalttätigen Vater geprägt, wodurch ihr Weg in eine eigene Abhängigkeit quasi vorprogrammiert war. Ein falscher Freundeskreis förderte ihre Drogenabhängigkeit zusätzlich. Anna hatte keinerlei Rückhalt oder Schutz in ihrer Kindheit. Niemand nahm wahr, dass sie Hilfe brauchte. Im Gegenteil: Die Fenster wurden geschlossen, wenn es zu Hause lauter wurde, damit die Nachbarn nichts hörten. Auch in der Schule sah niemand, dass Anna Hilfe benötigte. Ihre einzigen Freunde waren der Alkohol, das selbstverletzende Verhalten und die Drogen, die ihren Schmerz, den sie hatte, betäubten. Irgendwann war das Bedürfnis nach mehr Betäubung und härteren Drogen so groß, dass Anna in eine starke Abhängigkeit geriet. Über 12 Jahre nahm sie Drogen, davon war sie sieben Jahre schwerstabhängig. Sie konsumierte eine Vielzahl von Substanzen, darunter Cannabis, Speed, Kokain, Heroin, LSD und div. verschreibungspflichtige Medikamente. Mit Anfang 20 nahm sie schließlich eine Überdosis und wäre fast daran gestorben. Doch durch verschiedene Therapien, Entzüge, ihre Willenskraft und den Wunsch ein normales Leben zu führen, schaffte sie es ihr Leben zu verändern. Sie verlies ihr altes Umfeld und begann ein neues Leben, in welchem sie ihre Schulabschlüsse nachholte und ihre Ausbildungen absolvierte.
Heute engagiert sich Anna in Schulen und klärt über Alkohol- und Drogenkonsum auf. Sie besuchte vom 24.06.-26.06.2024 die Singerbergschule in Wölfersheim. Dieser Besuch richtete sich an die Schüler und Schülerinnen der 8. Hauptschulklasse sowie der 9. Klassen von Gymnasium und Realschule. Begleitet wurde sie hierbei von Franziska Müller-Lotz, Sozialarbeiterin der Jugendpflege 4.0. Vorbereitend gab es einen Elternabend, der zur Enttäuschung von Schule und Jugendpflege trotz der hohen Relevanz des Themas unbesucht blieb.

Die Schüler und Schülerinnen selbst hatten die Gelegenheit, Anna Fragen zu ihrem Leben und zu den verschiedenen Drogen zu stellen. Ihre authentischen Berichte und die persönlichen Gespräche erwiesen sich als äußerst wertvoll für die Präventionsarbeit. Die Schülerinnen und Schüler konnten ihre eigenen Probleme, Ängste und den möglichen Konsum von Drogen in einem vertraulichen Rahmen besprechen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Anna schuf eine offene und vertrauensvolle Atmosphäre, die den Jugendlichen half, ohne Scham und geradeheraus über ihre Erfahrungen zu sprechen. Neben dem Thema Drogen wurden auch die Themen Spielsucht und selbstverletzendes Verhalten angesprochen. Denn in vielen Bereichen stellt sich die Frage: Wo fängt die Sucht an und wo hört sie auf?